Hospiz in Hermannstadt/Rumänien

 

Auszüge aus dem Jahresbericht von Ortrum Rhein

 

Im Jahr wurden 210 Patienten in stationären Hospiz gepflegt.

Der grösste Teil ist auch hier verstorben. In derselben Zeit wurden die Familienangehörigen der Patienten ebenfalls begleitet, um in der schwierigen Zeit des Abschiednehmens nicht die Orientierung zu verlieren. Auch haben wir in der gesamten Zeit wieder für eine grosse Anzahl Patienten die gesamte Aktenlage klären müssen, die ohne Personalausweis, ohne Wohnsitz und ohne Geburtsschein zu uns gekommen sind. Das Hospiz musste stets in sehr kurzer Zeit mit den Behörden zusammen die Situation klären. Bestürzend für uns war in diesem Jahr die nicht seltene Erfahrung, wie groß der Anteil von Kranken ist, die Analphabeten sind und aus so einer Armutsebene kommen, dass zu der schweren Krankheit auch richtig Unterernährung bis hin zu Hunger hinzukommen. In den Randgebieten der Städte gibt es im sozialem und medizinischen Sektor keine Übersicht; Armut und Arbeitsloigkeit bringt die Kranken teilweise in kaum vorstellbare Situationen.

 

Es hat sich über die Pfarrämter der verschiedenen Konfessionen in der Zwischenzeit eine Vernetzung ergeben, so dass wir über solche Fälle in Kenntnis gesetzt werden und so oft wie nur möglich reagieren. Den Wettlauf mit dem Tod verlieren wir aber immer wieder, weil die Bettenanzahl zu klein ist. 2011 wurden 10 Beerdigungen organisiert, wo keine Angehörigen ausfindig gemacht werden konnten. Der grösste Teil der Kosten wurde über Sponsoren abgewickelt. In zwei Fällen haben wir es erlebt, dass die Familie sich nicht mehr im Hospiz zeigte, seitdem der Patient im Sterben lag. Es war schwierig, die Angehörigen zu finden. Ein Nachbar sagte: die zeigen sich nicht. Sie haben kein Geld für den Sarg und die Beerdigung. So ist es immer wieder möglich, das Grundprinzip unserer Arbeit zu wahren: Würde bis über den Tod hinaus.

 

Leider haben wir eine Anzahl von Problemen, die die Patienten direkt betreffen, nicht verändert. Auch in den kommenden Jahren müssen wir damit rechnen, weiterhin fast nur schwere Fälle aufzunehmen.

 

- die Betreuung in den Krankenhäusern verbessert sich nicht

- die Medikamente für Krebskranke sind nur bedingt erhältlich (Patienten vom land haben weit weniger Zugang zu einer kompetenten Versorgung)

- Sozialhilfeempfänger können sich weder Pflegemittel noch eine grosse Anzahl der Medikamente leisten (Hospizpatienten, die nicht das Rentenalter erreicht haben, erhalten eine Krankenrente im Wert von rund 80-90 Euro im Monat)

- Wir müssen mit Engpässen auch weiterhin bei dem Ankauf von bestimmten Medikamenten und Pflegemittelbn rechnen

- Die Anzahl Krebskranker, die nicht krankenversichert sind, nimmt zu und die Pföege dieser wird im Prinzip von den Krankenhäusern abgelehnt. Für diese Menschen ist das Hospiz im wahrsten Sinne des Wortes die letzte Station

 

Das Hospiz in Hermannstadt erweist sich als zwingend notwendig für die grosse Anzahl der Krebskranken im fortgeschrittenen Stadium mit der begrenzten Lebenserwartung.